Das Forum KI 2015 zum Thema "Kriminalität im Hell- und Dunkelfeld" fand am 24./25. Juni 2015 im Bundeskriminalamt Wiesbaden statt.
Welche Bedeutung hat die seit mehr als 60 Jahren erstellte Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für polizeistrategische und kriminalpolitische Bewertungen? Ermöglicht sie, ergänzt durch weitere Daten aus Hell- und Dunkelfeld, eine realistische Einschätzung der Bedrohungslage? Welche Möglichkeiten bieten neue IT-gestützte Lösungen zur Analyse oder zur Einsatzunterstützung?
Mit diesen polizeilichen Fragen beschäftigten sich über 150 Vertreter aus Polizei und Wissenschaft am 24. und 25. Juni 2015 im Bundeskriminalamt in Wiesbaden im Rahmen des diesjährigen „Forum KI“ des Kriminalistischen Instituts (KI).
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten über die Bedeutung kriminalstatistischer Daten und ihrer Nutzung, zeigten aber auch ihre systemimmanenten Grenzen auf.
Michael Kretschmer, Vizepräsident beim BKA, betonte in seiner Begrüßungsrede, dass es darauf ankomme, Statistiken zu verstehen: "Es muss klar sein, auf welcher Basis und mit welchem Ziel Zahlen, Daten und Fakten zustande kommen. Nur dann ist eine sachgerechte Interpretation und Nutzung möglich."
Am ersten Veranstaltungstag standen polizeiliche Hellfelddaten im Fokus der Betrachtung, vor allem die Polizeiliche Kriminalstatistik und ihre Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Wesentlich sei, so Martina Link, Leiterin des Kriminalistischen Instituts (KI), dass die kontinuierlich inhaltlich und technisch weiterentwickelt werde, um auch aktuelle phänomenologische Entwicklungen abbilden zu können. Nur so könne sie eine solide Basis für die Kriminalitätsbewertung sein.
Vorträge zur Bedeutung ergänzender Dunkelfelderhebungen und zu ausgewählten Ergebnissen aus dem Deutschen Viktimisierungssurvey 2012 standen zu Beginn des zweiten Veranstaltungstages auf dem Programm. Alle Experten waren sich einig, dass ergänzende Erhebungen zur nicht bei der Polizei angezeigten Kriminalität sowie zum Sicherheitsgefühl erforderlich seien, um die Kriminalität in ihren tatsächlichen Ausmaßen solide darstellen zu können.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion über Perspektiven des "Predictive Policing" kamen neben Polizeipraktikern aus Deutschland und Österreich auch kritische wissenschaftliche Stimmen zu Wort. Martina Link, Leiterin des Kriminalistischen Instituts, fasste die Ergebnisse der Diskussion so zusammen: "‘Predictive Policing‘ steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Wir brauchen in diesem Bereich weitere Forschung und begleitende Evaluation." Michael Kretschmer, Vizepräsident beim BKA, teilte die übereinstimmende Meinung der Experten: "Technische Lösungen werden die Polizeiarbeit der Zukunft zwar nicht ersetzen, sie aber in immer bedeutenderem Umfang unterstützen."