Bundeskriminalamt (BKA)

Kriminalstatistisch-kriminologische Analysen und Dunkelfeldforschung

Was ist Dunkelfeldforschung?

Das Ziel von Dunkelfelduntersuchungen ist es, Erkenntnisse über das Gesamtaufkommen bestimmter Straftaten einschließlich des sogenannten (relativen) Dunkelfeldes, also der bei der Polizei nicht bekannten Straftaten, zu gewinnen. Denn während sich die amtliche Kriminalstatistik auf das "Hellfeld" amtlich registrierter Vorgänge - und somit nur auf einen kleinen Ausschnitt von Kriminalität - bezieht, versuchen Dunkelfelduntersuchungen ein umfassenderes Bild von Umfang und Struktur von Kriminalität zu liefern. Hierzu bedient man sich der Befragung zufällig ausgewählter Personen bezüglich ihrer Erfahrungen als Opfer ("Opferbefragungen") oder Täter ("Täterbefragungen") von Straftaten, sofern sie solche gemacht haben. In der Dunkelfeldforschung des BKA wird hauptsächlich die Methode der Opferbefragung angewandt. Solche Befragungen werden in der Wissenschaft auch als „Viktimisierungssurveys“ bezeichnet. Viktimisierungssurveys zielen darauf ab, das Aufkommen an Opfererfahrungen (Viktimisierungen) in einem zuvor definierten Teil der Bevölkerung, der sogenannten Grundgesamtheit, abzuschätzen. Dies geschieht, indem eine standardisierte Befragung durchgeführt wird, welche sich an festen Kriterien der empirischen Sozialforschung orientiert. Um diesen wissenschaftlichen Anspruch zu verdeutlichen und damit eine Abgrenzung gegenüber anderen Formen der Befragung zu erzeugen, hat sich auch im deutschsprachigen Raum der in der internationalen Wissenschaft verwendete Begriff „Survey“ etabliert. Die in den Befragungen festgestellten Erfahrungen mit Kriminalität ermöglichen dann im nächsten Schritt (statistische) Rückschlüsse auf das Kriminalitätsaufkommen in der Bevölkerung.

Infografik zum Thema Dunkelfeld

Warum Dunkelfeldforschung?

Die Aussagekraft der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wird dadurch eingeschränkt, dass nur die der Polizei bekannt gewordenen Straftaten und Tatverdächtigen gezählt werden. Ein Großteil der begangenen Straftaten werden der Polizei nicht bekannt. Der Umfang dieses Dunkelfeldes hängt von der Art des Deliktes ab und kann sich unter dem Einfluss variabler Faktoren, die nachfolgend aufgezeigt werden, auch im Zeitablauf ändern. Folgende Einflussfaktoren können sich auf die Entwicklung der Zahlen in der PKS auswirken:

  • Anzeigeverhalten: Mit wenigen Ausnahmen (z. B. Kfz-Diebstahl) wird nur ein Teil der Straftaten zur Anzeige gebracht. Die Anzeigewahrscheinlichkeit ist dabei nach Deliktart und -schwere, nach Täter- und Opfermerkmalen oder nach Täter-Opfer-Beziehungen sehr unterschiedlich (so lag in der aktuellen Dunkelfelduntersuchung des BKA, dem Deutschen Viktimisierungssurvey 2017, beispielsweise die Anzeigequote in Fällen des persönlichen Diebstahls bei ca. 42% und in Fällen des Raubes bei ca. 32%).
  • Polizeiliche Kontrolle: Bestimmte Deliktarten (z. B. Rauschgiftdelikte) werden der Polizei nur aufgrund eigener Tätigkeit bekannt. Polizeiliche Schwerpunktsetzungen bei der Strafverfolgung haben somit einen großen Einfluss auf die Zahl der registrierten Fälle.
  • Statistische Erfassung: Änderungen zum Beispiel bei den Zählregeln können sich auf die Zahl der Fälle, der registrierten Tatverdächtigen usw. auswirken. So wurde zum Beispiel im Berichtsjahr 2009 auf die "Echttatverdächtigenzählung auf Bundesebene" umgestellt, wodurch Tatverdächtige, die in verschiedenen Bundesländern auffällig geworden sind - anders als davor - auf Bundesebene nur noch einmal gezählt werden.
  • Änderung des Strafrechts: Zu diesen Änderungen zählen Neufassungen von Tatbeständen des Strafgesetzbuches (StGB). Ein Beispiel ist die Neufassung des § 177 StGB zur Verbesserung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung ("Nein heißt Nein") im Jahr 2016, ein anderes Beispiel die Neufassung des § 115 StGB, u. a. zum verbesserten Schutz von Rettungskräften im Jahr 2017.
  • Echte Veränderung der Kriminalität: Das Aufkommen von Straftaten ist auch von einer Dynamik der Zu- und Abnahme der Kriminalität geprägt, die auf die registrierte Kriminalität zurückwirkt. Einflussfaktoren auf die Dynamik selbst haben u. a. sich verändernde Tatgelegenheiten, Trends in der Art und Weise des Begehens von Straftaten und der Kontrolldruck der Polizei.

Es wird deutlich, dass nicht - wie in der Kriminologie lange angenommen - von einer feststehenden Relation zwischen begangenen und statistisch erfassten Straftaten ausgegangen werden kann. Ohne Zusatzinformationen aus Dunkelfelduntersuchungen bleibt nämlich ungewiss, ob die Zahlen der amtlichen Kriminalstatistik tatsächlich die Entwicklung der Kriminalitätswirklichkeit widerspiegeln oder lediglich aus einer Verschiebung von Hell- und Dunkelfeld resultieren. Die PKS bietet folglich kein getreues Spiegelbild der Kriminalitätswirklichkeit, sondern eine je nach Deliktart mehr oder weniger starke Annäherung an die Realität. Dennoch ist sie als Arbeitsdokumentation der Polizei und als solide Informationsbasis für kriminalistische und kriminologische Analysen unverzichtbar.

Würde sich eine Analyse verfügbarer Daten ausschließlich auf das Hellfeld der polizeilich registrierten Straftaten beziehen, so würde man mit den nicht angezeigten oder sonst nicht bekannt gewordenen Taten wesentliche Aspekte der Kriminalitätswirklichkeit ausklammern. Lagebeurteilungen – und darauf aufgebaute Präventions- und Interventionsmaßnahmen – sowie Kriminalpolitik im Ganzen würden dann lediglich eine verzerrte Teilmenge des Phänomens berücksichtigen und somit lücken- oder gar fehlerhaft sein.

Dunkelfeldforschung im Bundeskriminalamt

Bereits seit den 70er Jahren hat das Bundeskriminalamt mit entsprechenden Studien wichtige Beiträge zur Entwicklung der Dunkelfeldforschung geleistet. Zu nennen wären die Dunkelfeldforschung in Göttingen, die Stuttgarter Opferbefragung (beide 1973/74), die Studie Wohnhausarchitektur und Kriminalität (1979/80) sowie Dunkelfelduntersuchungen in Solingen (1981/82) und Bochum (1975-1986-1998).

Die damaligen Studien bilden den Grundstein einer seitdem fortlaufenden Forschungstradition. In den letzten Jahren kommt der Dunkelfeldforschung aufgrund wachsender Ansprüche an die Kriminalitätsbeobachtung und -bewertung eine zunehmende Bedeutung zu.

Abgeschlossene Forschungsinitiativen

Das BKA ist nicht nur auf nationaler Ebene in der Dunkelfeldforschung aktiv, auch im internationalen Kontext war es in verschiedene Forschungsprojekte involviert. So hat sich das BKA beispielsweise 2008-2010 auf europäischer Ebene gemeinsam mit dem Statistischen Bundesamt an der Testerhebung "Translating and Testing a Victimisation Survey Module" des Europäischen Statistikamtes EUROSTAT beteiligt. Ziel war die Implementierung einer europaweiten Befragung zu Viktimisierungserfahrungen, dem Anzeigeverhalten sowie der Einstellung gegenüber Polizei und Justiz ("European Safety Survey"). Das BKA beteiligte sich auch aktiv an der Planung und Organisation der Haupterhebung, u. a. im Rahmen der "EU Task Force on Victimisation Survey".

Weiterhin fand in den Jahren 2010/2011 eine Beteiligung am Projekt "International Crime and Victim Survey (ICVS-2)" statt. Hierbei handelt es sich um eine internationale Dunkelfeldbefragung, die bereits seit 1989 in verschiedenen Ländern der Welt durchgeführt wird. Da die bisher als telefonische Befragung konzipierte Erhebung in den vergangenen Jahren unter der abnehmenden Teilnahmebereitschaft an telefonischen Befragungen litt, wurden neue methodische Zugänge über das Internet getestet. Neben Deutschland waren fünf weitere Partner an dem Projekt beteiligt.

Die Implementierung einer (repräsentativen) Dunkelfelduntersuchung auf nationaler Ebene wurde in Form des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Verbundprojekts "Barometer Sicherheit in Deutschland" umgesetzt. Das BKA war in dem Projekt, als einer von insgesamt sieben Konsortialpartnern, für die Gewinnung von objektivierbaren Daten von individuell wahrgenommener (Un-)Sicherheit in der Bevölkerung zuständig. Zu diesem Zweck realisierte das BKA gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht den „Deutschen Viktimisierungssurvey 2012“, eine in dieser Form und in diesem Umfang bis dahin in Deutschland noch nicht durchgeführte bundesweite Dunkelfeldbefragung von 35.500 Personen u. a. zu Opfererlebnissen (Viktimisierungserfahrungen), zum Sicherheitsgefühl sowie zur Kriminalitätsfurcht und zum Anzeigeverhalten. Die Befragung wurde 2017 in Form des „Deutschen Viktimisierungssurvey 2017 (DVS 2017)“ wiederholt, wodurch Aussagen über Veränderungen in den dazwischenliegenden fünf Jahren möglich waren. Neben den bereits 2012 erhobenen Themen wurden zusätzlich Erfahrungen mit und Einstellungen gegenüber der Justiz und staatlicher Bestrafung erhoben.

Darüber hinaus wurde 2015 ein Sammelband mit dem Titel "Viktimisierungsbefragungen in Deutschland. Forschungsstand und method(olog)ische Grundlagen (ViBeDe)" durch das BKA herausgegeben. In dem Sammelband werden sowohl der Forschungsstand im Bereich von Dunkelfeld-Opferbefragungsprojekten systematisch zusammengetragen als auch die methodologischen Grundlagen und Probleme bei der Durchführung und Bewertung von Opferbefragungen in Deutschland beschrieben und diskutiert. Ein besonderer Fokus lag darauf, zentrale praktische Elemente zusammenzutragen, wobei die Notwendigkeit, besonders jedoch die Ziele und Nutzmöglichkeiten der Ergebnisse von Opferbefragungen herausgearbeitet wurden. Zudem vermittelt der Band Interpretationshilfen und methodische Restriktionen, die bei der Interpretation der Ergebnisse von Viktimisierungsbefragungen (je nach Fragestellung) berücksichtigt werden müssen. Zahlreiche renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wirkten an der Erstellung des Sammelbands mit.

Eine ausführliche Übersicht mit Initiativen im Bereich der Dunkelfelduntersuchungen, die seit den 70er Jahren vom BKA gefördert wurden bzw. an denen sich das BKA beteiligt hat, finden Sie hier.

Aktuelle Forschungsinitiativen

Geleitet von der Zielvorstellung einer im BKA-Gesetz geforderten umfassenden Kriminalitätsbeobachtung und -bewertung, befasst sich das BKA auf unterschiedliche Weise mit Forschungsaktivitäten zum Dunkelfeld. Zu nennen sind beispielsweise Studien, die einen starken deliktischen (phänomenologischen) Schwerpunkt haben und vor allem die polizeiliche Praxis bei der Bekämpfung verschiedener Kriminalitätsformen unterstützen sollen - von schweren Gewaltdelikten, Anlagedelikten, Umweltkriminalität, Menschenhandel, IuK-Kriminalität bis hin zu Terrorismus und Extremismus. Daneben beschäftigt sich die „Forschungs- und Beratungsstelle Polizeiliche Kriminalstatistik, kriminalstatistisch-kriminologische Analysen, Dunkelfeldforschung“ mit Erkenntnissen nationaler und internationaler Dunkelfelduntersuchungen, die vorwiegend individuelle Erfahrungen ausgewählter Personen oder Personengruppen mit Kriminalität ("Opferbefragungen") zum Gegenstand haben.

Derzeit wird mit der bundesweit repräsentativen Bevölkerungsbefragung „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland (SKiD)“ eine auf regelmäßige Wiederholung konzipierte Dunkelfeldstudie durchgeführt, die den Bundesländern die Möglichkeit eröffnet, durch Stichprobenaufstockungen und eigene Fragemodule die Studie für eigene Zwecke zu nutzen. Neben der Erfassung von Opfererfahrungen und dem Anzeigeverhalten stehen im Hauptfragebogen hauptsächlich das Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung sowie Erfahrungen mit und Meinungen über die Polizei im Fokus des Interesses. Die erste Erhebung fand im Jahr 2020 statt. Zukünftig soll die Befragung regelmäßig wiederholt werden, um auf Grundlage der Ergebnisse Aussagen über zeitliche Entwicklungen treffen zu können. Mehr Informationen zu SKiD können folgender Übersichtsseite entnommen werden.

Zudem wird aktuell gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) die Befragung „Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag (LeSuBiA)“ vorbereitet. Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, das Dunkelfeld im Bereich von Gewaltvorkommnissen in Deutschland geschlechterübergreifend zu erhellen. Inhaltlich wird LeSuBiA Fragen zur aktuellen Lebenssituation, der Sicherheit und den Belastungen im Alltag stellen. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf der Erhebung von Gewalterfahrungen in (Ex-) Paarbeziehungen, sexualisierter Gewalt und Gewalt im digitalen Raum liegen. Ziel dabei ist es auch, Erkenntnisse über geschlechtsspezifische Unterschiede im Dunkelfeld zu gewinnen. Erfahrungen mit der Polizei, Justiz oder Opferhilfeangeboten werden in der Studie ebenfalls berücksichtigt. Mehr Informationen zu LeSuBiA können folgender Übersichtsseite entnommen werden.

Barometer Sicherheit in Deutschland (BaSiD) – Deutscher Viktimisierungssurvey 2012

Wie sicher ist Deutschland? Und wie nehmen die Bürgerinnen und Bürger die Sicherheitslage wahr? Diesen und weiteren Fragen widmete sich das "Barometer Sicherheit in Deutschland", an dem das BKA als Teil eines Forschungskonsortiums mitwirkte.

Konsortialprojekt "Sicherheiten, Wahrnehmungen, Lagebilder, Bedingungen und Erwartungen - Ein Monitoring zum Thema Sicherheit in Deutschland"

Ziel des Verbundprojekts "Sicherheiten, Wahrnehmungen, Lagebilder, Bedingungen und Erwartungen – Ein Monitoring zum Thema Sicherheit in Deutschland", kurz: "Barometer Sicherheit in Deutschland" (BaSiD), war die Erstellung eines umfassenden Sicherheitsmonitorings unter Berücksichtigung der Phänomene Kriminalität, Terrorismus, Naturkatastrophen und technische Großunglücke. Neben dem BKA waren sechs weitere Institutionen an dem Projekt beteiligt. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms "Gesellschaftliche Dimensionen der Sicherheitsforschung".

Das Bundeskriminalamt war an zwei von insgesamt neun Teilprojekten (Modulen) des Projekts "BaSiD" beteiligt:

Systematische Zusammenstellung objektivierbarer Daten über Schadensereignisse in Deutschland (Modul 2)

Ziel des Moduls war die Schaffung einer breiten Datenbasis zu objektivierten Sicherheiten unter Einschluss der Phänomene Kriminalität, Terrorismus, Naturkatastrophen und technische Großunglücke, die bisher nur verstreut vorliegende Informationen zusammenführte und zueinander in Beziehung setzte. Hierfür wurden durch das BKA Daten aus der Polizeilichen Kriminalstatistik, dem Kriminalpolizeilichen Meldedienst Politisch motivierte Kriminalität, aus frei zugänglichen wissenschaftlichen Ereignisdatenbanken sowie aus Datensammlungen europäischer Institutionen (EUROSTAT, EUROPOL) zu Kriminalität und Terrorismus aufbereitet.

Dunkelfeldforschung; Erforschung von Viktimisierungserfahrungen – Deutscher Viktimisierungssurvey 2012 (Modul 4)

Ziel dieses Teilprojekts war die Gewinnung objektivierbarer Daten über die individuell wahrgenommene (Un-)Sicherheit in der Bevölkerung – maßgeblich in Form von Erfahrungen als Kriminalitätsopfer. Zu diesem Zweck wurde mit dem "Deutschen Viktimisierungssurvey 2012" eine in dieser Form und in diesem Umfang bis dahin in Deutschland nicht vorliegende bundesweite Befragung von 35.500 Personen, u. a. zu Opfererlebnissen (Viktimisierungserfahrungen), zur Kriminalitätsfurcht und zum Anzeigeverhalten, durchgeführt. Das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht war an Konzeption und Auswertung der Dunkelfeldstudie beteiligt.

Der "Deutsche Viktimisierungssurvey 2012" wurde 2017 im Rahmen des durch den Fonds für die Innere Sicherheit der EU geförderten Projekts "Deutscher Viktimisierungssurvey 2017" wiederholt, um zuverlässige Informationen über Veränderungen des Kriminalitätsaufkommens und des Sicherheitsempfindens gewinnen zu können.

Zentrale Ergebnisse

Kernergebnisse des "Deutschen Viktimisierungssurvey 2012" zur Häufigkeit von Erlebnissen als Kriminalitätsopfer, dem Ausmaß der Kriminalitätsfurcht sowie zum Vertrauen in die Polizei und zu den Einstellungen ihr gegenüber der sind in dem Bericht "Der Deutsche Viktimisierungssurvey 2012" niedergelegt.

Tiefergehende Befunde des "Deutschen Viktimisierungssurvey 2012" insbesondere zum Einfluss des räumlichen Umfelds auf das Sicherheitsempfinden und das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, sowie zu den Einstellungen in der Bevölkerung zu strafrechtlichen Sanktionen werden in dem Sammelband "Opfererfahrungen und kriminalitätsbezogene Einstellungen in Deutschland" dargestellt.

Informationen zur Methodik des "Deutschen Viktimisierungssurvey 2012" enthält der Methodenbericht des mit der Durchführung der Interviews beauftragten Sozialforschungsinstituts infas. Den Fragebogen finden Sie hier.

Detailliertere Informationen zum Gesamtprojekt finden Sie auf der Seite "Barometer Sicherheit in Deutschland".

Deutscher Viktimisierungssurvey 2017

Das Kriminalistische Institut des Bundeskriminalamts führte 2017 und Anfang 2018 eine repräsentative Befragung zum Thema "Lebenssituation und Sicherheit in Deutschland" durch.

Die Befragung im Rahmen des Forschungsprojekts "Deutscher Viktimisierungssurvey 2017" im Zuge der Regierungsstrategie "Gut leben in Deutschland" wurde durch den Fonds für die Innere Sicherheit der Europäischen Union gefördert. Es handelt sich um die Wiederholung der Befragung des "Deutschen Viktimisierungssurvey 2012", der als Teil des Projekts "Barometer Sicherheit in Deutschland" durchgeführt worden war.

Ziel der Studie war es, objektivierbare Daten über die individuell wahrgenommene (Un-)Sicherheit in der Bevölkerung zu gewinnen - maßgeblich in Form von Erfahrungen als Kriminalitätsopfer - und Veränderungen der vorangegangenen fünf Jahre nachzuvollziehen. Zu diesem Zweck wurden bundesweit über 31.000 Personen u. a. zu Opfererlebnissen, zum Sicherheitsgefühl bzw. zur Kriminalitätsfurcht, zum Anzeigeverhalten und ihrer Wahrnehmung von Polizei und Justiz befragt.

Flyer

Flyer "Deutscher Viktimisierungssurvey 2017" (PDF, 239KB)

Ergebnisbericht

Erste Ergebnisse des Deutschen Viktimisierungssurvey 2017 (PDF, 3MB)

Ergebnisbericht (Englische Version)

First findings of the 2017 German Victimisation Survey (PDF, 2MB)

Fragebogen

Fragebogen des Deutschen Viktimisierungssurvey 2017 (PDF, 2MB)

Methodenbericht

Methodenbericht des Deutschen Viktimisierungssurvey 2017 (PDF, 989KB)

Änderungsnachweis

Änderungsnachweis des Ergebnisberichts des Deutschen Viktimisierungssurvey 2017 (PDF, 118KB)

Sammelband Viktimisierungsbefragungen in Deutschland (ViBeDe)

Der Sammelband beschäftigt sich mit der Entwicklung und Bedeutung von Viktimisierungsbefragungen sowie mit Fragen ihrer Methodik.

Sammelband Viktimisierungsbefragungen in Deutschland (ViBeDe)

Die wichtigste Informationsquelle zum Kriminalitätsgeschehen in Deutschland stellt die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) dar, in der die der Polizei bekannt gewordenen Straftaten erfasst werden. Die Aussagekraft der PKS wird allerdings dadurch eingeschränkt, dass ein Teil der strafrechtlichen Verstöße nicht zur Anzeige gebracht wird und folglich auch nicht in die PKS eingeht. Hierdurch entsteht das statistische Dunkelfeld der nicht in der PKS erfassten Straftaten.

Eine vom Anzeigeverhalten der Bürgerinnen und Bürger unabhängige Informationsquelle stellen repräsentative Bevölkerungsbefragungen dar, bei denen erhoben wird, ob die Befragten innerhalb eines definierten Zeitraums Opfer bestimmter Straftaten geworden sind. Solche Opferbefragungen ("Viktimisierungsbefragungen", "Viktimisierungssurveys") ergänzen nicht nur das Gesamtbild der Kriminalität im Hinblick auf das Ausmaß der berichteten Straftaten, die der Polizei nicht bekannt (gemacht) werden, sondern liefern überdies wichtige Informationen zum Sicherheitsempfinden der Bürger, dem Anzeigeverhalten und den Strafeinstellungen.

Im Sammelband Viktimisierungsbefragungen in Deutschland, der 2015 veröffentlicht worden ist, werden der aktuelle Forschungsstand im Bereich von Dunkelfeld-Opferbefragungsprojekten systematisch zusammengetragen sowie die methodologischen Grundlagen und Probleme bei der Durchführung und Bewertung von Opferbefragungen in Deutschland beschrieben und diskutiert. Ein besonderer Fokus lag darauf, zentrale praktische Elemente zusammenzutragen, wobei die Notwendigkeit, besonders jedoch die Ziele und Nutzmöglichkeiten der Ergebnisse von Opferbefragungen herausgearbeitet sind. Zudem vermittelt der Band Interpretationshilfen und methodische Restriktionen, die bei der Interpretation der Ergebnisse von Viktimisierungsbefragungen (je nach Fragestellung) berücksichtigt werden müssen. Diese Informationen sind wichtig, um Daten zur Kriminalitätsverbreitung richtig einordnen und verstehen zu können sowie bedeutende Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Zahlreiche renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wirkten an der Erstellung des Sammelbands mit.

Zentrale Ergebnisse

Der Sammelband "Viktimisierungsbefragungen in Deutschland" umfasst zwei Bände:
Im ersten Band wird die Entwicklung kriminologischer Opferbefragungen nachgezeichnet und eine Bestandsaufnahme der in Deutschland bislang existierenden Befragungen vorgelegt. Des Weiteren wird die polizeiliche, politische und wissenschaftliche Bedeutung von Viktimisierungsbefragungen dargestellt.

Der zweite Band behandelt die erhebungsmethodischen Grundlagen von Viktimisierungsbefragungen, die methodischen Aspekte einer Gegenüberstellung von amtlichen Kriminalstatistiken und Daten aus Opferbefragungen sowie Analysemethoden für die Auswertung von Viktimisierungsbefragungen. Eine Betrachtung zu den Grenzen von Opferbefragungen schließt das Werk ab.
Die englischsprachige Zusammenfassung der beiden Bände des Sammelbands bietet einen komprimierten Überblick über die enthaltenen Beiträge.

Sicherheit und Kriminalität in Deutschland (SKiD)

Die Befragung „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ (SKiD) ist eine bundesweite Opferbefragung, die ab dem Jahr 2020 regelmäßig in Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern durchgeführt wird.

Politischer Bedarf und Ziele der Befragung

Um Kriminalität effektiv begegnen und wirksame Kriminalprävention leisten zu können, sind möglichst umfassende Kenntnisse über das aktuelle Kriminalitätsaufkommen und die Entwicklung der Kriminalität in Deutschland erforderlich. Bislang war das anhand der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) nur teilweise möglich. Denn in dieser wird lediglich das sogenannte Hellfeld erfasst, also jene Straftaten, die entweder bei der Polizei angezeigt wurden oder der Polizei im Zuge eigener Ermittlungen bekannt geworden sind. Demgegenüber liegen im sogenannten kriminalstatistischen Dunkelfeld die Straftaten, die der Polizei nicht bekannt sind. Regelmäßige Opferbefragungen stellen eine notwendige Bedingung dar, um das Ausmaß dieses Dunkelfeldes und damit des gesamten Kriminalitätsaufkommens wie auch der Kriminalitätsentwicklung angemessen einschätzen zu können.

Die SKiD-Befragung soll mit ihren regelmäßigen Wiederholungen nicht nur helfen, Entwicklungen im Ausmaß der Opferwerdungen zu erfassen, sie soll zudem auch das Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung sowie die Einstellungen gegenüber der Polizei realitätsgetreu abbilden. Gleichzeitig wird den Bundesländern mit SKiD die Möglichkeit gegeben, die Befragung für landesspezifische Auswertungen zu nutzen. Hierfür können die Bundesländer die auf ihr Bundesland anfallende Stichprobe erhöhen oder auch den Fragebogen um Fragen erweitern, die für ihr Land von besonderem Interesse sind.

Projekthintergründe und bisherige Initiativen

Eine regelmäßige, bundesweit durchgeführte Opferbefragung wird bereits seit mehreren Jahren sowohl von akademischer als auch politischer Seite gefordert. Während eine Vielzahl europäischer Nachbarländer bereits langjährig regelmäßige, die polizeiliche Hellfeldstatistik ergänzende Dunkelfeldbefragungen durchführen (etwa die Niederlande, England und Wales, Schottland, Frankreich und Schweden), liegen in Deutschland nur sehr vereinzelt, z. T. regional und inhaltlich begrenzte Befragungen vor. Seit 2002 wurden daher mehrere Arbeitsgruppen mit der praktischen Umsetzung einer periodisch angelegten bundesweiten Opferbefragung befasst. Nachdem sowohl zwei Vorschläge einer Expertengruppe als auch Initiativen einer Bund-Länder-Projektgruppe (primär aus finanziellen Gründen) nicht zum gewünschten Erfolg geführt hatten, realisierte das BKA (z. T. mit Projektpartnern) mit dem „Deutschen Viktimisierungssurvey“ (DVS) in den Jahren 2012 und 2017 eigene bundesweit repräsentative, durch Forschungsförderungen finanziell unterstützte Dunkelfeldstudien. Gleichzeitig begannen die Bundesländer Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein eigene regelmäßige Opferbefragungen durchzuführen.

Aufbauend auf den Fortschritten der vergangenen Jahre wird mit der SKiD-Befragung die erste bundesweit einheitliche Befragung der Polizeien von Bund und Ländern verwirklicht. Impulsgeber waren die AG Kripo sowie die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK), die 2017 eine solche Opferbefragung im Turnus von zwei Jahren beschloss. Eine Bund-Länder-Projektgruppe erarbeitete das Konzept, das nun umgesetzt wurde.

Die detaillierten Ergebnisse von SKiD 2020 finden Sie im Dokument Sicherheit und Kriminalität in Deutschland – SKiD 2020; Bundesweite Kernbefunde des Viktimisierungssurvey (PDF, 10MB).

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European Union

Das Projekt SICHERHEIT UND KRIMINALITÄT IN DEUTSCHLAND 2020 wird aus Mitteln des Fonds für die Innere Sicherheit durch die Europäische Union kofinanziert.

Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag (LeSuBiA)

Gewalt ist auf individueller und auf gesellschaftlicher Ebene ein Hindernis für eine gleichberechtigte Partizipation und verstößt zugleich gegen die demokratischen Grundwerte. Deutschland hat sich durch die Ratifizierung der Istanbul-Konvention dazu verpflichtet, alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt zu verhüten und zu bekämpfen und ermutigt gleichzeitig zu einem geschlechterübergreifenden Ansatz.

Die Befragung „Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag (LeSuBiA)“ verfolgt das Ziel, das Dunkelfeld im Bereich von Gewaltvorkommnissen in Deutschland geschlechterübergreifend zu zu erhellen. Inhaltlich wird LeSuBiA Fragen zur aktuellen Lebenssituation, der Sicherheit und den Belastungen im Alltag stellen. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf der Erhebung von Gewalterfahrungen in (Ex-) Paarbeziehungen, sexualisierter Gewalt und Gewalt im digitalen Raum liegen. Ziel dabei ist es auch, Erkenntnisse über geschlechtsspezifische Unterschiede im Dunkelfeld zu gewinnen. Erfahrungen mit der Polizei, Justiz oder Opferhilfeangeboten werden in der Studie ebenfalls berücksichtigt.

Die Studie wird gemeinsam durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und das Bundeskriminalamt (BKA) durchgeführt und verantwortet.

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