Bundeskriminalamt (BKA)

Werte im BKA

Im Jahr 2021 hat das Bundeskriminalamt die Funktion des Wertebeauftragten eingeführt. Dieser dient nicht nur als vertrauliche Ansprechstelle, sondern setzt mit seinem Team auch eigene wertebezogene Projekte um. Grundlage der Arbeit ist das BKA-Historienprojekt, zu dem Sie auf dieser Seite ebenfalls Informationen finden.

Das BKA befindet sich in einem umfassenden Prozess des Wandels, der durch einen großen Personalzuwachs, einer zunehmenden Vielfalt an Menschen und einem Generationenwechsel gekennzeichnet ist. Veränderungsdynamiken wie zum Beispiel die Digitalisierung, die Internationalisierung sowie die Zunahme von Krisen und Konflikten sind herausfordernd.

Das BKA begleitet diesen Wandel aktiv und werteorientiert. Der Wertebeauftragte des BKA und sein Team setzen dabei auf Dialog, Kooperation und Zusammenhalt.

Forschungsfeld "Werte"

Mit Hilfe einer umfangreichen Forschungsstudie zu den „Werthaltungen und wertbezogenen Erwartungen der Mitarbeitenden des BKA“ in den Jahren 2021/2022 wurde die Wertekultur des BKA analysiert und sichtbar gemacht. Die Studienergebnisse bilden sich in unserem BKA-Wertekanon ab und vereinen die Verfassungswerte mit unseren Arbeitskulturwerten.

So wurde deutlich, welche Kernwerte die BKA-Gemeinschaft im Innern zusammenhalten, wofür das Amt als demokratische Polizeibehörde steht und wie die hier beschäftigten Menschen miteinander umgehen und arbeiten wollen. Gemeinsame Werte sind die Basis für eine erfolgreiche und kooperative Zusammenarbeit im BKA.

Das Projekt „Werte im BKA

Logo Werte im BKA

Die Studie „Werthaltungen und wertbezogene Erwartungen der Mitarbeiter / -innen des BKA“ wurde durch das „Center for Responsible Research and Innovation“ des Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation  durchgeführt. Anhand 60 qualitativer Interviews sowie einer Online-Befragung mit über 1.800 Teilnehmenden beleuchtet die Studie das Werteverständnis der BKA-Mitarbeitenden und dessen Umsetzung im Arbeitsalltag.

Zum Forschungsprojekt gehört zudem eine Langzeitstudie über das Werteverständnis bei Berufsanfängern im BKA. Dafür geben 40 angehende Kriminalkommissarinnen und -kommissare in qualitativen Interviews bis 2029 wiederholt Auskunft zu ihren Wertvorstellungen. So soll herausgefunden werden, wie sich die unterschiedlichen Ausbildungsstationen und typischen Erfahrungen im Rahmen der Berufspraxis auf die Werteorientierungen der Anwärterinnen und Anwärter und letztlich auch auf ihre langfristige berufliche Integration auswirken. Auch zu diesem Projektteil wird nach Projektabschluss (voraussichtlich 2030) ein Abschlussbericht durch das Fraunhofer IAO veröffentlicht.

Den vom Fraunhofer IAO publizierten Abschlussbericht der Studie finden Sie hier.

Eine Kurzfassung des Abschlussberichts finden Sie hier.

Die Pressemitteilung des BKA zur Veröffentlichung des Abschlussberichts finden Sie hier.

Beauftragter für Werte im BKA

Im Jahr 2021 hat das Bundeskriminalamt die Funktion eines Wertebeauftragten eingeführt. Zu den Kernaufgaben des Werteteams zählen:

  • Koordination eines stetigen Wertediskurses im BKA
  • Wertethemen mit Beiträgen, in Seminaren, Workshops, Veranstaltungen, Ausstellungen, zu Gedenktagen und in Diskussionspanels erlebbar machen
  • Koordination des BKA-weiten Wertepatinnen- und Wertepatennetzwerkes zur Stärkung der Kernwerte im Arbeitsalltag
  • Netzwerk-, Kooperations- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Aus- und Fortbildung
  • Ansprechstelle im Vertrauen und bei Werteverstößen
  • Zentrale Ansprechstelle für den Polizeibeauftragten des Deutschen Bundestages
  • Co-Projektleitung von weiteren Forschungsprojekten

Ingo Dreer, Wertebeauftragter

Den stetigen Wertediskurses im BKA verstehen wir als ein sinnvolles Invest in eine BKA-Kultur des noch stärkeren Miteinanders. Damit setzen wir gemeinsam den aufgeregten Zeiten etwas Positives entgegen, sichern die Funktionsfähigkeit unserer BKA-Organisation, erhöhen die Arbeitszufriedenheit und leben Demokratie.

Geschichte der Werte-Befassung im BKA

Der Grundstein für die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten wurde im BKA in den 2000er Jahren gelegt. Sie geht zurück auf die Initiative des damaligen BKA-Präsidenten Joerg Ziercke, der die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des BKA entscheidend vorantrieb.

Mit einer Kolloquienreihe im Jahre 2007 begann das Bundeskriminalamt damit, die Geschichte des Amtes kritisch zu reflektieren, insbesondere im Hinblick auf seine Gründungsphase. Diese kritische Auseinandersetzung bildete den Auftakt für ein umfassendes Forschungsprojekt, bei dem das BKA seine Vergangenheit umfassend aufarbeitete. Und sie bildet heute das Fundament der Wertearbeit des BKA, die heute neben dem Eintreten für die demokratische Grundordnung Schwerpunkte legt auf die gesellschaftliche Verantwortung, den Einsatz für Toleranz und einem innovativen Arbeitsumfeld.

Das Projekt "BKA-Historie"

Bei der Forschung zur BKA-Geschichte lag eine besondere Aufmerksamkeit auf erkennbaren strukturellen und personellen Kontinuitäten und Brüchen in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus. Thematischer und zugleich analytischer Ausgangspunkt bildete dabei die Frage, inwieweit die von Ralph Giordano aufgestellte These von der "zweiten Schuld", die besagt, dass Teile der Elite des nationalsozialistischen Regimes quasi übergangslos in die Nachkriegsgesellschaft integriert wurden, auch auf das BKA zutrifft. Außerdem sollte geprüft werden, ob auf diese Weise in der Zeit des sogenannten "Dritten Reiches" geprägte Denk- und Handlungsmuster bis in die Gesellschaft der frühen Bundesrepublik und deren Institutionen tradiert wurden. Insbesondere sollte aufgearbeitet werden, inwieweit hiervon Schlüsselpositionen betroffen waren, mit Folgen für die Aufgabenwahrnehmung der Behörde sowie die Konzeption und Praxis der Kriminalitätsbekämpfung.

Diesen Fragen ging das BKA zunächst im Rahmen einer Kolloquienreihe nach. Diese wurde 2008 dokumentiert in einem Sonderband der Buchreihe "Polizei+Forschung".

Das Bundeskriminalamt stellt sich seiner Geschichte (PDF, 3MB)

Um etwaige Verbindungslinien zum NS-Regime aufzuzeigen, wurde vom BKA ein Forschungsprojekt unter Leitung von Professor Dr. Wagner von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Auftrag gegeben. Diese Aufarbeitung erfolgte in dem Bewusstsein, dass die spezifische Organisationsstruktur und Handlungspraxis einer Institution nur in Kenntnis ihrer Vergangenheit und ihrer Prägungen authentisch und verantwortlich gestaltet werden können.

Die zentralen Fragestellungen des Forschungsprojekts lauteten:

War die Geschichte des BKA im Hinblick auf Organisation und Organisationskultur durch etwaige Verbindungen im Sinne von Kontinuitäten zum NS-Regime geprägt? – Und wenn ja, in welcher Weise, wodurch und wie lange?

Ziel des Forschungsprojektes war es demzufolge, Strukturen, Denkmustern, Kontinuitäten und Brüchen in der Entwicklung des BKA von seiner Gründungsphase bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts vor dem Hintergrund entsprechender Entwicklungen in der NS-Zeit zu untersuchen.

Die ersten Resultate des Forschungsprojekts der Martin-Luther-Universität wurden von den Forschern bei einem Kolloquium am 6. April 2011 in Wiesbaden präsentiert und unter dem Blickwinkel diskutiert, welche Schlüsse das Bundeskriminalamt aus den Befunden der vorgelegten Forschungsergebnisse für die Zukunft ziehen könnte.
Präsident Jörg Ziercke betonte in seinem Begrüßungsvortrag, "dass es dabei nicht um Schuldzuweisungen gehe, sondern um Verantwortungsübernahme für unser Gemeinwesen im Bewusstsein unserer gemeinsamen Geschichte und der vor uns stehenden Aufgaben."

Die umfassende Dokumentation des Kolloquiums, der Diskussionen und Auseinandersetzungen mit den Ergebnissen des Forschungsprojekts erfolgte in einem Sonderband der Buchreihe "Polizei+Forschung":

Der Nationalsozialismus und die Geschichte des BKA - Spurensuche in eigener Sache (PDF, 4MB)

In einem weiteren Sonderband der Buchreihe "Polizei+Forschung" wurden letztendlich die gesamten Ergebnisse des Forschungsberichts publiziert:

Schatten der Vergangenheit - Das BKA und seine Gründungsgeneration in der frühen Bundesrepublik (PDF, 5MB)

Die Forschungsergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden:

Das 1951 gegründete Bundeskriminalamt (BKA) rekrutierte einen Großteil seiner Beamtenschaft zunächst aus ehemaligen Angehörigen der nationalsozialistischen Polizei. Ein vom BKA 2008 in Auftrag gegebenes Forschungsprojekt ging vor diesem Hintergrund drei Fragen nach:

  1. Welchen Einfluss gewannen die im Amt reaktivierten NS-Polizisten auf seine Konzeptionen und seine Praxis?
  2. Wie prägten jene Erfahrungen, welche diese Polizisten vor 1945 gemacht hatten, das BKA?
  3. Wie wurde die NS-Vergangenheit eines Teils der Gründergeneration innerhalb des BKA thematisiert?

Das aus dem Forschungsprojekt hervorgegangene Buch zeigt, dass die im BKA eingestellten NS-Polizisten während der 1950er Jahre austesteten, inwieweit sie alte Konzepte würden fortführen können. In den 1960er Jahren gerieten diese Beamten unter wachsenden Anpassungsdruck: Die Staatsanwaltschaften führten umfangreiche Ermittlungen gegen ehemalige NS-Polizisten, darunter auch BKA-Mitarbeiter, wegen NS-Gewaltverbrechen durch. Zugleich stellte das Amt interne Nachforschungen zur NS-Vergangenheit seiner Beamten an. Auf den radikalen Umbau des Amtes in den 1970er Jahren besaßen diese Beamten keinen Einfluss mehr, zugleich aber ging im BKA das Bewusstsein für die mit ihnen verbundene historische Belastung verloren.
Letztlich haben die im BKA reaktivierten ehemaligen NS-Polizisten den Rechtsstaat nicht real gefährdet; gerade für die ehemaligen Opfer der NS-Polizei aber bleiben ihre Nachkriegskarrieren ein Skandal.

Ein wichtiges Anliegen ist, dass die Erkenntnisse aus dieser Forschungsarbeit den Eingang in die polizeiliche Ausbildung des gehobenen und höheren Vollzugsdienstes finden werden und so ein Beitrag für geschärftes Bewusstsein für die Verantwortung polizeilichen Handelns geleistet wird.

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