Bundeskriminalamt (BKA)

Festnahmen von mutmaßlich Verantwortlichen und Mitgliedern der kinderpornografischen Darknetplattform „BOYSTOWN“ und Abschaltung dieser Plattform

Durchsuchungen und Festnahmen in Deutschland und Paraguay

Pressemitteilung Datum: 03. Mai 2021

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) – und das Bundeskriminalamt (BKA) haben Mitte April in einem umfangreichen Ermittlungskomplex wegen des Verdachts der bandenmäßigen Verbreitung kinderpornografischer Inhalte insgesamt sieben Objekte in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg durchsucht und drei mutmaßlich Verantwortliche und Mitglieder einer der weltweit größten kinderpornografischen Darknet-Plattformen mit der Bezeichnung „BOYSTOWN“ festgenommen. Zeitgleich erfolgten auf Ersuchen der deutschen Strafverfolgungsbehörden die Durchsuchung und Festnahme eines weiteren mutmaßlichen Bandenmitglieds in der Region Concepción (Paraguay).

Die kinderpornografische Plattform „BOYSTOWN“ existierte seit mindestens Juni 2019 und war ausschließlich über das sogenannte Darknet zu erreichen. Zuletzt zählte sie mehr als 400.000 Mitglieder. Die Plattform war international ausgerichtet und diente dem weltweiten Austausch von Kinderpornografie durch Plattform-Mitglieder, wobei hauptsächlich Missbrauchsaufnahmen von Jungen ausgetauscht wurden. Das Forum der Plattform war dabei in verschiedene Bereiche unterteilt, um eine strukturierte Ablage und ein einfaches Auffinden der kinderpornografischen Inhalte zu ermöglichen. Unter den geteilten Bild- und Videoaufnahmen befanden sich auch Aufnahmen des schwersten sexuellen Missbrauchs von Kleinkindern. Neben dem Forenbereich existierten zwei angegliederte Chatbereiche, die der Kommunikation der Mitglieder untereinander und dem Austausch kinderpornografischer Missbrauchsaufnahmen von Jungen und Mädchen dienten. Für diesen Zweck waren verschiedene Sprachkanäle eingerichtet, um den Mitgliedern die Kommunikation zu erleichtern.

Die operativen Maßnahmen, denen mehrmonatige aufwändige Ermittlungen im Rahmen einer durch Deutschland initiierten Task Force unter der Koordination von Europol und Beteiligung von Strafverfolgungsbehörden in den Niederlanden, Schweden, Australien, den USA und Kanada vorausgegangen waren, richteten sich gegen vier deutsche Staatsangehörige im Alter von 40 bis 64 Jahren.

Bei den drei Hauptbeschuldigten handelt es sich um einen 40 Jahre alten Mann aus dem Kreis Paderborn, einen 49 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Mühldorf am Inn und einen 58 Jahre alten, aus Norddeutschland stammenden Mann, der seit mehreren Jahren in Südamerika lebt. Den drei Männern wird vorgeworfen, die kinderpornografische Plattform als Administratoren betrieben zu haben. In dieser Funktion sollen sie maßgeblich mit der technischen Umsetzung der Darknet-Seite, der Einrichtung und Wartung der Serverstruktur und der Mitgliederbetreuung auf der Plattform beschäftigt gewesen sein. Zudem erhielten die Mitglieder der Plattform von ihnen Sicherheitshinweise für das sichere Surfen auf „BOYSTOWN“, um das Entdeckungsrisiko vor den Strafverfolgungsbehörden zu minimieren.

Gegen den weiteren Beschuldigten, einen 64 Jahre alten Mann aus Hamburg, besteht der Verdacht sich im Juli 2019 als Mitglied auf „BOYSTOWN“ registriert zu haben und - als einer der aktivsten Nutzer der Plattform - über 3.500 Beiträge gepostet zu haben.

Die Beschuldigten wurden nach Durchsuchungen ihrer Wohnräumlichkeiten festgenommen und befinden sich aufgrund der Haftbefehle des Amtsgerichts Frankfurt am Main seit dem 14. bzw. 15.04.2021 in Untersuchungshaft. Für den Beschuldigten in Paraguay liegt ein internationaler Haftbefehl des Amtsgerichts Frankfurt am Main vor, auf dessen Grundlage die Auslieferung des Tatverdächtigen nach Frankfurt am Main erfolgen soll.

Im Anschluss an die Durchsuchungsmaßnahmen wurden das kinderpornografische Forum „BOYSTOWN“ und weitere Chatplattformen abgeschaltet.

Einladung für Pressevertreter

Für O-Töne stehen die ZIT und das BKA heute ab 11:00 Uhr zur Verfügung.

Aufgrund der aktuellen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie steht Ihnen die Pressesprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) – Dr. Julia Bussweiler für Einzeltermine im Außenbereich der ZIT, Konrad-Adenauer-Straße 15, 60313 Frankfurt am Main, zur Verfügung, Bitte vereinbaren Sie einen Termin über die Pressestelle der ZIT:

Tel.: +49 160 93533033
E-Mail: presse@gsta.justiz.hessen.de

Aufgrund der aktuellen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie steht Ihnen der Leiter der Gruppe „Gewalt- und Sexualdelikte“ im Bundeskriminalamt, Herr Kriminaldirektor Hans-Joachim Leon für O-Töne über Skype zur Verfügung. Bitte vereinbaren Sie einen Termin über die Pressestelle des BKA:

Tel.: +49 611 55-13083
E-Mail: pressestelle@bka.bund.de

Informationen zu der ZIT

Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) wurde Anfang 2010 als Außenstelle der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mit Sitz im mittelhessischen Gießen errichtet. Seit Juli 2019 hat die ZIT ihren Sitz in Frankfurt am Main.

Die ZIT ist erster Ansprechpartner des Bundeskriminalamtes für Internetstraftaten bei noch ungeklärter örtlicher Zuständigkeit in Deutschland oder bei Massenverfahren gegen eine Vielzahl von Tatverdächtigen bundesweit.

Als operative Zentralstelle bearbeitet die ZIT mit derzeit 14 Staatsanwältinnen und Staatsanwälten besonders aufwendige und umfangreiche Ermittlungsverfahren aus den Deliktsbereichen:

  • Cyber-Kriminalität (Hackerangriffe, Datendiebstahl, Computerbetruge etc.),
  • Kinderpornografie und sexueller Missbrauch von Kindern mit Bezug zum Internet,
  • Darknet-Kriminalität (Handel mit Waffen, Drogen, Fälschungsgütern etc.) sowie
  • Hass-Kriminalität im Internet (Hate Speech).

Screenshots der Plattform "BOYSTOWN"