Bundeskriminalamt (BKA)

Identifizierungskommission (IDKO)

Leitlinien der IDKO

  • Alle Maßnahmen der IDKO dienen dazu, die Opfer zweifelsfrei zu identifizieren.
  • Es wird der höchstmögliche Qualitätsstandard gemäß den INTERPOL-Richtlinien angelegt.
  • Die Hinterbliebenen können sich darauf verlassen, dass die IDKO mit den Opfern würdevoll und mit größtem Respekt umgeht.
  • Dem Bedürfnis aller Hinterbliebenen, so schnell wie möglich Gewissheit zu erlangen, wird mit größtmöglicher Sorgfalt Rechnung getragen.
  • Die IDKO arbeitet interdisziplinär und bindet die notwendigen Experten der relevanten Fachrichtungen aktiv ein.

Identifizierungsmethoden

Um Personen, die bei großen Schadensereignissen ums Leben gekommen sind, eindeutig und sicher identifizieren zu können, werden international anerkannte Methoden der Identifizierung anhand primärer Identifizierungsmerkmale angewandt. Diese sind:

  • der Vergleich von Finger-, Hand- und Fußflächenabdrücken (Daktyloskopie),
  • der Abgleich des Zahnstatus,
  • die Untersuchung und der Vergleich von genetischem Material (DNA-Abgleich).

Nur durch diese drei Methoden kann eine zweifelsfreie Identifizierung erfolgen, denn die Fingerabdrücke, der Zahnstatus und die DNA sind bei jedem Mensch jeweils so individuell ausgeprägt, dass hierüber eine sichere Zuordnung zu einer Person möglich ist.

Für den Abgleich bedient sich die IDKO spezieller Fachkräfte (daktyloskopische Sachverständige, forensische Zahnmediziner und DNA-Spezialisten).

Weitere unterstützende, sekundäre Identifizierungsmerkmale sind die Personenbeschreibung, medizinische Befunde (wie z. B. Operationen, Krankheiten, Schwangerschaften) sowie die am Körper getragenen Schmuck- und Bekleidungsgegenstände, Personaldokumente sowie elektronische Geräte.

Vorliegen einer zweifelsfreien Identifizierung

Eine Person gilt als zweifelsfrei identifiziert, wenn mindestens ein oben genanntes primäres Identifizierungsmerkmal (daktyloskopischer Befund, Zahnstatus oder DNA-Profil) vorliegt und eine widerspruchsfreie Auswertung der sekundären Merkmale (Personenbeschreibungen, medizinische Befunde, Schmuck- und Bekleidungsgegenstände, Personaldokumente und elektronische Geräte) erfolgt ist.

Sekundäre Identifizierungsmerkmale genügen grundsätzlich nur zur zusätzlichen Bestätigung (im Sinne einer Plausibilitätsprüfung) einer über ein primäres Identifizierungsmerkmal erzielten Identifizierung. Sie reichen in der Regel als alleiniger Grund für eine Identifizierung nicht aus und sind in ihrem Informationsgehalt unterschiedlich zu bewerten.

Identifizierungsstandard DVI (Disaster Victim Identification)

Die beschriebene Methodik der Nutzung primärer und sekundärer Identifizierungsmerkmale ist als sogenannter INTERPOL-Standard im INTERPOL-DVI-Guide festgelegt.

Der INTERPOL-DVI-Guide wurde 1984 publiziert und zuletzt 2014 aktualisiert und soll für alle INTERPOL-Mitgliedsstaaten eine Handlungsanleitung zur Identifizierung von Katastrophenopfern sein. In diesem DVI-Guide wurden bei der Erstellung und den regelmäßigen Aktualisierungen die Erfahrungen der international vorhandenen DVI-Teams aus unterschiedlichen Einsätzen einbezogen. Der beschriebene Prozess ist das Ergebnis vielfältiger Erfahrungen.

Die Verantwortung für die Aktualisierungen des INTERPOL-DVI-Guide liegt bei der INTERPOL-Working-Group-on-DVI, in der Deutschland, vertreten durch die IDKO des BKA, neben 16 weiteren Nationen seit 1996 Mitglied ist. Somit sind vieljährige Erfahrungen und Expertisen aus diesen Ländern in die aktuell gültige Version eingeflossen und haben maßgeblich zur darin beschriebenen Prozessgestaltung und zur erreichten Prozessoptimierung beigetragen.

Interdisziplinäres Team

Die IDKO besteht aus hauptamtlichen Mitarbeitern, die die Geschäftsführung der IDKO wahrnehmen. Darüber hinaus verfügt die IDKO über einen Pool nebenamtlicher Mitglieder verschiedener Fachrichtungen aus dem BKA und externer Mitarbeiter (Rechtsmediziner, Zahnmediziner und Psychologen). Die IDKO unterhält Kontakte zu einer Vielzahl von Behörden und Institutionen, die im Einsatzfall zur Unterstützung herangezogen werden können, wie etwa Technisches Hilfswerk (THW), Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS).

Einsätze

SchadenslageDatumOrt
1Flugzeugabsturz03.12.1972Teneriffa / Spanien
2Flugzeugabsturz20.11.1974Nairobi / Kenia
3Flugzeugabsturz10.09.1976Zagreb / Jugoslawien
4Flugzeugabsturz19.09.1976Isparta / Türkei
5Gasexplosion11.07.1978Tortosa / Spanien
6Hubschrauberabsturz11.09.1982Mannheim
7Wohnhausbrand24.05.1986Bad Nauheim
8Flugzeugabsturz15.10.1987Como / Italien
9Flugzeugabsturz02.01.1988Izmir / Türkei
10Flugzeugabsturz08.02.1988Mülheim/Essen
11Flugzeugabsturz28.08.1988Ramstein
12Flugzeugabsturz26.05.1991Saphanburi / Thailand
13Busunglück26.09.1992Agard / Ungarn
14Flugzeugabsturz05.03.1993Skopje / Mazedonien
15Flugzeugabsturz03.01.1994Irkutsk / GUS
16Flugzeugabsturz06.02.1996Puerto Plata / Dominikanische Republik
17Attentat auf Touristenbus18.09.1997Kairo / Frankfurt/M.
18Zugunglück03.06.1998Eschede
19Flugzeugabsturz (Concorde)25.07.2000Paris
20Anschläge11.09.2001New York
21Flugzeugzusammenstoß01.07.2002Überlingen/Bodensee
22Flugzeugabsturz22.08.2002Nepal / Frankfurt/M.
23Anschläge12.10.2002Bali
24Busunglück08.05.2003Siófok / Ungarn
25Busunglück17.05.2003Lyon / Frankreich
26Busunglück20.12.2003Hensies / Belgien
27Flutkatastrophe26.12.2004Südostasien
28Flugzeugabsturz16.09.2007Phuket / Thailand
29*Flugzeugabsturz20.08.2008Madrid / Spanien
30Flugzeugabsturz08.10.2008Lukla / Nepal
31*Busunglück04.11.2008Hannover
32Anschläge26.11.2008Mumbai / Indien
33*Flugzeugabsturz01.06.2009Brasilien
34Ermordung dt. StA im Jemen13.06.2009Saada / Jemen
35*Erdbeben12.01.2010Port-au-Prince / Haiti
36Leichenfund im Jemen14.03.2010Sanaa / Jemen
37*Zugunglück29.01.2011Hordorf
38*Havarie "Costa Concordia"13.01.2012Giglio / Italien
39*Anschläge "Westgate Center"21.09.2013Nairobi / Kenia
40*Taifun08.11.2013Philippinen
41Flugzeugabsturz17.07.2014Schachtarsk / Ukraine
42Flugzeugabsturz24.07.2014Gao / Mali
43Flugzeugabsturz Germanwings24.03.2015Südfrankreich
44Erdbeben25.04.2015Nepal
45Terroranschlag12.01.2016Istanbul / Türkei
46Terroranschlag19.12.2016Berlin
47Busunglück03.07.2017Münchberg
48*Waldbrände23.07.2018Athen / Griechenland
49Flugzeugabsturz10.03.2019Addis Abeba / Äthiopien
50Reisebusunfall17.04.2019Madeira / Portugal
51Anschlag19.02.2020Hanau
52Hochwasser13.07. - 15.07.2021Eifelregion Rheinland-Pfalz / Nordrhein-Westfalen

Die Tabelle beinhaltet auch Beratungseinsätze der IDKO.

Informationen für Vermissende und Hinterbliebene

Sie sind Angehörige oder nahestehende Personen von Menschen, die in einem Schadensfall vermisst werden. Sie hoffen, dass Ihre Angehörigen und geliebten Personen bei diesem Ereignis nicht zu Schaden oder gar ums Leben gekommen sind. Dennoch kann es sein, dass dies der Fall ist.

Um Ihnen Gewissheit zu geben, hat die Identifizierungskommission (IDKO) des Bundeskriminalamtes die Aufgabe, die bei einem Schadensfall verstorbenen Personen zweifelsfrei zu identifizieren.

Ein würde- und respektvoller Umgang mit den Verstorbenen hat für die Mitglieder der IDKO allerhöchste Priorität.

Für weitergehende Informationen stellt die IDKO eine herunterladbare Broschüre für Vermissende und Hinterbliebene zur Verfügung, die Antworten auf Ihre Fragen enthält, was zu tun ist und was auf Sie zukommt, sobald Sie bei der Polizei eine Person als vermisst gemeldet haben.

Informationen für Vermissende und Hinterbliebene

Information for individuals missing a person and individuals bereaved of a loved one

Informations pour les proches de personnes portées disparues et les proches survivants de victimes

Informaciones para familiares o allegados de una persona desaparecida y para familiares supérstites

معلومات للمبلغين على اختفاء أشخاص ولذوي المفقودين

Информация для родственников и близких пропавших без вести и погибших лиц

Informacje dla zgłaszających zaginiecie osoby oraz dla rodziny i najbliższych zmarłego

Kayıp arıyanları ve geride kalanları için bilgiler

Informace pro pohřešované a pozůstalé

提供给失踪人员遗属的信息手册

提供給失蹤人員遺屬的信息手冊