Textilen Mikrospuren kommen bei der Aufklärung von Kapitalverbrechen regelmäßig hohe Bedeutung zu. Als klassische Kontaktspuren treten Faserspuren vor allem bei personenbezogenen Tatgeschehen wie Raub, Körperverletzung, Vergewaltigung und Mord auf. Da Faserfragmente mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind, kommen bei der materialerhaltenden Analyse verschiedene lichtmikroskopische Methoden zum Einsatz wie z. B. die Durchlicht- oder Fluoreszenzmikroskopie.
Im Arbeitsbereich wird eine Sammlung verschiedenster Fasern geführt und für vergleichende Untersuchungen vorgehalten.
Eine bedeutende Rolle bei der Charakterisierung der Fasereinfärbung spielt die Mikrospektralphotometrie im ultravioletten und sichtbaren Bereich der elektromagnetischen Strahlung. Die erste Generation der heute weltweit forensisch eingesetzten Mikrospektralphotometer wurde in Zusammenarbeit des Kriminaltechnischen Instituts mit einem der namhaftesten deutschen Mikroskophersteller entwickelt.
Als innovativ und ausgesprochen wirksam erweist sich die Kriminaltechnik mittlerweile auch bei der Auswertung von Textiletiketten. Anhand der Etikettdaten können mithilfe eines Informationsnetzwerkes Angaben zu Textilien erhoben werden. Diese Erkenntnisse helfen beispielsweise, unbekannte Tote zu identifizieren. Sie ermöglichen darüber hinaus die Altersbestimmungen von Textilien. So konnte etwa die Liegezeit eines Leichnams anhand des einzig verwertbaren Beweismittels, des Etiketts in den Überresten der Bekleidung, auf ein Jahr eingegrenzt werden.
Ferner wird im Kriminaltechnischen Institut die textile Beschädigungsanalyse durchgeführt. Dabei geht es um die Zuordnung und Rekonstruktion von Stich-, Schnitt-, Riss-, Schuss- oder Hitzebeschädigungen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die vergleichende Untersuchung von auf Digitalaufnahmen (z. B. von Überwachungskameras) abgebildeten Bekleidungsstücken mit sichergestellter Bekleidung von Tatverdächtigen. Grundsätzlich gilt, dass jedes Bekleidungsstück potenziell auch von gleichartigen Stücken unterschieden werden kann. In welchem Maß dies durch einen Merkmalsvergleich auf der Basis von Bildmaterial erfolgen kann, hängt maßgeblich von der Bildqualität ab.
