Bundeskriminalamt (BKA)

Schmauchspuren

Jede Schussabgabe setzt eine Wolke mikroskopischer Partikel frei, die sich in der Umgebung niederschlägt, auch auf Schützen und Ziel. Der Nachweis dieser Schmauchpartikel und die Visualisierung der Verteilung dieser Spuren können wichtige Hinweise zur Aufklärung von Schusswaffendelikten geben.

Einen Schwerpunkt bildet die Untersuchung von Schmauchpartikeln an den Händen von Tatverdächtigen, um Rückschlüsse auf eine mögliche Schussabgabe zu ziehen. Schmauchverteilungen auf beschossenen Objekten liefern Aussagen über Schussentfernung, Schussrichtung und Entstehung der Antragungen. Sie sind somit wichtige Teilaspekte für eine spätere Rekonstruktion des Tathergangs.

Als analytisches Verfahren zum Nachweis einzelner Schmauchpartikel kommt die Rasterelektronenmikroskopie mit Röntgenmikroanalyse (REM/EDX) zum Einsatz. Dabei helfen speziell entwickelte automatische Partikelsuchsysteme, mögliche Schmauchpartikel aus der Vielzahl von Umweltpartikeln zu differenzieren und anhand ihrer Elementzusammensetzung zu klassifizieren. Die Ergebnisse der automatischen Suche werden anschließend von Sachverständigen geprüft und die gefundenen Partikel anhand von Zusammensetzung und Form als Schmauch bestätigt.

Um bei diesen Untersuchungen das potenzielle Risiko einer Querkontamination der Proben zu minimieren, werden diese Untersuchungen unter reinraumähnlichen Bedingungen durchgeführt. Die Kontaminationsfreiheit dieses "Reinraums" wird regelmäßig überwacht.

Auch die Verteilung von Schussrückständen ist eine wichtige Information bei der Untersuchung eines Schusswaffendelikts. Die wichtigste Anwendung ist hierbei die Schussentfernungsbestimmung, die ausnutzt, dass sich die Schmauchverteilung auf beschossenen Asservaten mit dem Abstand zum Ziel verändert. So können Schussentfernungen vom aufgesetzten Schuss bis hin zu einigen Metern ermittelt werden.

Das Verteilungsbild selbst wird dabei durch chemografische Anfärbungen ermittelt, bei der die Verteilungen schmauchtypischer Elemente (z. B. Blei und Kupfer) und Treibladungsrückstände durch geeignete Farbreaktionen sichtbar gemacht werden.

In den letzten Jahren leistete das Kriminaltechnische Institut entscheidende Beiträge zu einer Innovation der Schmauchspurenanalyse durch Anpassung eines Röntgenfluoreszenzspektrometers, das entsprechend den kriminaltechnischen Erfordernissen großflächige Asservate ortsaufgelöst und zerstörungsfrei vermessen kann (m-XRF).

So ist es ergänzend zu konventionellen chemischen Anfärbeverfahren möglich, auch Schmauchverteilungen von Elementen zu visualisieren, für die keine geeigneten Anfärbereagenzien zur Verfügung stehen. Das Verfahren ermöglicht damit unter anderem Schussentfernungsbestimmungen bei einigen neuen, schadstoffarmen Munitionsarten.

Im Kriminaltechnische Institut entwickelte synthetische Schmauchpräparate tragen zur Qualitätsverbesserung und Harmonisierung des Leistungsvermögens der Schmauchspurenuntersuchungen in kriminaltechnischen Laboren weltweit bei. Solche dann patentierte Referenzmaterialien sind inzwischen seit über 10 Jahren für die Optimierung, Validierung und Überprüfung von REM/EDX-Systemen etabliert und werden auch in jährlich stattfindenden internationalen Ringversuchen eingesetzt. Auch für die Durchführung von Ringversuchen im Bereich der Schussentfernungsbestimmung wurden im Kriminaltechnische Institut neue synthetische Proben entwickelt, die bereits in ersten internationalen Studien eingesetzt wurden.

Das Kriminaltechnische Institut forscht aktiv in nationalen und europäischen Projekten an der Entwicklung neuer Methoden zum Nachweis von Schussrückständen und passt Methoden an neuentwickelte Munitionsarten an. Qualitätssicherung, Harmonisierung und Ausbildung sind ebenfalls wichtige Schwerpunkte der nationalen und internationalen Zusammenarbeit.

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